Auf Umwegen
Nach diesem kleinen Naturbad mache ich mich auf die Suche nach einem Weg, der eigentlich genau hinter mir in den Wald gehen soll. Betonung auf „soll“. Hatte ich schon erwähnt, dass meine Karte etwas veraltet ist… ?
Also geht es stattdessen einen forstlich frequentierten Waldweg bergauf, vorbei an einer kleinen Lichtung, die mit einem Jagdstand aber wenig einladend erscheint. Nach der nächsten Biegung komme ich dann auf einen geteerten schmalen Weg. Ich trauere noch einmal kurz dem eigentlich gesuchten Weg mitten durch den Wald nach, bevor ich dann gute 20 Minuten später links auf den Parallelweg abbiege, den ich eigentlich erreichen wollte. Ein Schild weist den Wegabschnitt als Teil der Eifelschleife „Wilder Buchenwald“ aus.
Der geheime Pfad
Das nächste Schild ist für Eifelschleifen-Wanderer dann eine echte Kopfnuss, da es an einem Wegabzweig, auf einen eher nicht genutzten Pfad in den Wald zu zeigen scheint. Kurz irritiert will ich meinen Weg geradeaus fortsetzen (in der Richtung geht auch die Eifelschleife weiter), komme dann aber angesichts der Richtung des Waldpfades auf die Idee, dass das doch der von mir von unten her gesuchte Weg sein könnte. Das muss jetzt natürlich erkundet werden. Auch nach einigen Metern in den Wald hinein ist tatsächlich noch so eine Art Weg erkennbar und ich werde ringsum von dicht stehenden Buchen empfangen, zwischen denen die Sonne auf den Waldboden scheint. Auch wenn der Weg immer blasser wird ist umdrehen jetzt keine Option mehr, zumal meine Position auf dem Handy sich dem Weg nähert, von dem aus ich diesen Abzweig gesucht hatte. Jetzt bin ich gespannt, wie die beiden Wege sich verbinden. Die letzten Meter sind dann doch eher nach Kompass, als nach erkennbarem Weg zurückzulegen, dann noch über eine kleine Furt gesprungen, zwischen Büschen durch und plötzlich war ich wieder an meinem Kraftort. Super, mein erster Geheimpfad, garantiert in keinem Wanderführer zu finden.
Von Baumriesen und Fernblicken
Die nächste Entdeckung auf meiner kleinen Reise ist ein großer Totholzbereich, durch den auch die mittlerweile zweite ausgewiesene Eifelschleife durchführt. Bewusst vom Förster als Totholz geringelte Baumriesen stehen hier zwischen gesunden Bäumen und verbreiten eine ganz eigentümliche Atmosphäre, die auch einen besonderen Meditationsort abgibt.
Ich mache noch einen weiteren Umweg auf meiner ursprünglich skizzierten Route, und werde mit einem tollen Fernblick über ein teilgerodetes Tal und einem weiteren Kraftort an einem idyllischen Wiesenhang neben einer hölzernen Brücke belohnt.
Paradies am See
Mein weiterer Weg führt mich durch ein breites, offenes Tal, das vor Idylle in Farbenpracht und Bewuchs nur so strotzt, auch wenn der Wanderweg hier asphaltiert ist und die mittlerweile dritte Eifelschleife (13 Quellen) kreuzt.
Ganz unerwartet entdecke ich dann plötzlich hinter dicht stehenden, jungen Fichten und kleineren Buchen doch tatsächlich eine Wasserfläche.
In dem Moment frage ich mich, ob meine Wanderkarte nicht endgültig ein Fall fürs Altpapier ist, denn ein See ist da nicht drin, und dass der See zu gut 50% mit Seerosenblättern verdeckt wird, ist jetzt auch keine Entschuldigung. Vielleicht ist der kleine blaue Fleck auf der Karte für meine Augen aber auch einfach zu klein… Um für mein GPS die Wegführung zu dem Totholzwald noch zu komplettieren gehe ich jedenfalls noch ein wenig um den See herum und stoße auf die sicherlich schönste Wanderschutzhütte der Eifel, die bilderbuchmäßig umsäumt wird von einer wunderschönen Wildblumenwiese auf der es summt und brummt, was das Zeug hält. Ich traue mich kaum diesen ungestört und magisch wirkenden Ort zu betreten, bahne mir aber dann vorsichtig doch einen Weg zu den Sitzbänken für eine weitere kleine Meditation (Beitragsbild).
Der lange Weg zurück
Trotz langsam heranziehender Regenwolken will ich noch einen weiteren Umweg auf meinem Rückweg wagen, um ein weiteres Tal zu erkunden. Der auf der Karte optisch nicht sooo lang erscheinende Weg erweist sich dann doch schnell als ordentliche Zusatzstrecke. Entlohnt werde ich mit einem abgeschiedenen Stichweg, der sich schön für eine Gehmeditation eignet, und einem ursprünglichen Sumpftal, durch das sich ein Bach völlig unberührt durch hohe Wiesen schlängelt. Dichte Vegetation am Wegrand greift hin und wieder nach mir und begleitet mich noch sehr lange auf meinem Rückweg.
Wenn diese Beschreibungen hier jetzt etwas protokollarisch klingen so entspricht das der Stimmung in der ich mich nach dem unerwartet langen Umweg befand, die irgendwann dann doch ganz unmeditativ zielgerichtet auf die Ankunft in Frauenkron ausgerichtet war. Das sind die Momente, in denen man merkt wie weit die eigene Meditationspraxis nach Jahren wirklich ist…
Geschafft
Auf den letzten Metern werde ich dann doch noch von einem kleinen Regenschauer eingeholt, der sich nach der doch recht anstrengenden Gesamtstrecke von knapp 22 km aber als ganz erfrischend erweist.
Letztlich ist die Erkundungstour dann doch etwas länger ausgefallen als geplant. Aber dafür habe ich tolle Orte entdeckt und viele alternative Wegmöglichkeiten erkundet, die ich nun zu interessanten Touren unterschiedlicher Länge zusammenstellen kann. Ihr dürft also gespannt sein.
Zurück zu Teil 1